Madagaskar ist ein Agrarland. Über 80% der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft in bäuerlichen Klein- und Kleinstbetrieben und leben überwiegend von Subsistenzwirtschaft. Der Anteil der Landwirtschaft am Brutto-Inlands-Produkt liegt bei 30%. Im trockenen Westen und Süden ist die Zebu-Rinderzucht von Bedeutung. In Bewässerungskulturen wird Reis angebaut, das Hauptnahrungsmittel der Madagassen, sowie Zuckerrohr und Baumwolle. Für den Export wichtigste landwirtschaftliche Produkte sind Crevetten, Vanille, Sisal, Gewürze und Kaffee. Obwohl das Land an Bodenschätzen reich ist – Chrom, Glimmer, Graphit, Edelmetalle und Edelsteine – war deren wirtschaftliche Bedeutung und ihr Anteil am Export lange gering. Das änderte sich ein wenig nachdem in den letzten Jahren internationale Konzerne mit Milliardeninvestitionen ihre Ausbeutung begonnen haben. Rio Tinto betreibt eine riesige Ilmenitmine bei Fort Dauphin und verschifft Titansand nach Kanada, und Sheritt baute die größte Nickel- und Kobaltmine der Welt bei Moramanga. Die wirtschaftliche Entwicklung Madagaskars leidet vor allem unter der mangelhaften Verkehrsinfrastruktur – es gibt kein funktionierendes Schienennetz und nur wenige gute Straßenverbindungen, die ganzjährig befahrbar sind –, aber auch unter Rechtsunsicherheit und Strukturschwächen der öffentlichen Verwaltung.
Seit Mitte der 1990er Jahre wurden in Zusammenarbeit mit Internationalem Währungsfond und Weltbank einige Fortschritte gemacht. Aber immer noch ist Madagaskar eines der ärmsten Länder der Welt. Die neueste Schätzung des Internationalen Währungsfonds für 2015 sieht Madagaskars Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung nur noch bei 384 $. Damit liegt Madagaskar an fünftletzter Stelle in der Welt. Nur noch Gambia, Malawi, die Zentralafrikanische Republik und Burundi liegen dahinter. Madagaskar ist das einzige Land, dessen Wert schlechter ist als vor seiner Unabhängigkeit in 1960 und dies, obwohl es im Unterschied zu den noch hinter ihm liegenden Ländern in dieser Zeit von Kriegen und Bürgerkriegen verschont blieb.
Zwar gab es in Madagaskar keine Kriege aber seine politische Entwicklung nach seiner Unabhängigkeit war von sich wiederholenden Krisen gekennzeichnet. Die erste sozialdemokratisch geprägte Republik unter dem Präsidenten Tsiranana wurde 1972 durch einen Militärputsch beendet. 1975 wurde Admiral Didier Ratsiraka Präsident der zweiten „sozialistischen“ Republik Madagaskars. Wieder nach Unruhen wurde Ratsiraka 1992 aus dem Amt gedrängt, und es kam zur dritten „bürgerlichen“ Republik unter Präsident Albert Zafy. Nach dessen Amtsenthebung 1996 gewann Ratsiraka abermals die Präsidentschaftswahl bis er selbst nach einer umstrittenen Wahl 2012 unter nun doch fast bürgerkriegsähnlichen Umständen von Marc Ravalomanana, dem damaligen Bürgermeister von Antananarivo abgelöst wurde.
Präsident Ravalomanana, ein self-made Unternehmer, betrieb in der Folge eine streng kapitalistisch geprägte, an Amerika und Deutschland orientierte Politik und brachte dem Land damit durchaus wirtschaftliche Fortschritte. Nachdem diese Erfolge aber zunehmend weniger der Bevölkerung und der mittelständischen madagassischen Wirtschaft zugute kamen, sondern vorwiegend in seinen eigenen zum Monopolisten gewordenen Konzern Tiko einflossen, und er sich einige skandalöse politische Fehlentscheidungen leistete, kam es 2009 zu einer „orangen“ Revolution, einem politischen Umsturz, der ihn ins südafrikanische Exil zwang. Der jugendliche Anführer der orangen Revolution Andry Rajoelina wurde Präsident einer Übergangsregierung. Die Verfassung einer vierten Republik wurde per Referendum verabschiedet und 2013 wurde ein neues Parlament und ein neuer Präsident Hery Rajaonarimampianina gewählt. Ex-Präsident Ravalomanana ist aus dem Exil zurück, betreibt den Wiederaufbau seines Konzerns und bereitet seine Kandidatur für die nächste Präsidentschaftswahl in 2018 vor.
Während der vier Jahre Übergangsregierung, die von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt wurde, bekam Madagaskar erhebliche wirtschaftliche und soziale Probleme, weil die internationalen Hilfsprogramme weitgehend eingestellt wurden. Seit Antritt der gewählten Regierung fließen die Hilfsgelder wieder, allerdings nur stockend, weil die neue Regierung Rajaonarimampianina noch wenig dafür getan hat, für die gewaltigen Probleme des Landes überzeugende Lösungen zu entwickeln - marode Infrastruktur, wachsende Armut, große Sicherheitsprobleme in den Städten und auf dem Land. „Staatliche Institutionen in Madagaskar dienen oft den Interessen der Eliten statt denen der breiten Bevölkerung“ stellt die Weltbank 2015 fest.